Rückblick auf den Camino Primitivo

Compostela, das Zerifikat zum Abschluss der Pilgerreise.

Vom 20.08.2019 bis zum 8.9.2019 war ich in Spanien auf dem "Camino Primitivo", dem ursprünglichen Jakobsweg. Insgesammt bin ich in den Tagen ca. 300km von Oviedo nach Santiago de Compostela und 100km von Santiago de Compostela nach Finisterre gelaufen. Hier möchte ich eine kurze Zusammenfassung meiner Eindrücke geben.

Rahmenbedingungen

Unterkünfte

Auf den Wegen gab es in vielen Dörfern Herbergen (Albergue), in welche Pilger günstig übernachten können (Kosten zwischen 5€ und 15€, Ausnahme Santiago de Compostela). Diese Herbergen waren - grob gesprochen - ein Raum (oder mehrere), der mit Betten vollgestellt war. Dazu gab es Toiletten und Duschen, und oft (aber nicht immer) auch eine Küche. Einige der privaten Herbergen bieten auch Abendbrot / Frühstück an, dies waren zumindest bei meiner Auswahl aber eher weniger.

Beispiele für Herbergen.

Der Camino Primitivo ist etwas besonders, da die Strecke zwischen den Herbergen sehr groß ist. Es ist üblich, dass auf einer Tagesetappe (bei mir 25-30km) keine Herberge zwischen Startpunkt und Endpunkt liegt. Dementsprechend gibt es oft keine wirkliche Alternative, kürzere Etappen zu gehen.

Ernährung

Die wichtigste Mahlzeit in Spanien ist das Abendbrot. Dementsprechend fällt dieses groß aus. In fast jeder Stadt gab es in Restaurants oder Bars ein Pilgermenü oder Tagesmenü für 8€ bis 15€ (meistens 10€-12€). Dieses umfasst Getränke (Wasser oder Wein), Brot, einen ersten Gang (typischerweise Suppe oder Salat), einen zweiten Gang (typisch irgendeine Fleischsorte mit Kartoffeln / Pommes) sowie einen Nachtisch (z.B. Eis, Pudding oder Kuchen). Die Gänge sowie den Nachtisch konnte man aus einer kleineren Auswahl an alternativen wählen.

Vegetarisch ist meiner Erfahrung nach in Spanien eher unbekannt, in den meisten Speisen befindet sich in irgendeiner Weise Fleisch oder Fisch. Auch wenn es möglich ist, vegetarisch zu leben, so ist die Auswahl doch sehr eingeschränkt (der zweite Gang wird z.B. sehr oft zu Spiegelei mit Pommes)

Von Oviedo nach Lugo (ca. 200km)

Oviedo

Dies ist der erste Teil der Strecke, den ich gegangen bin. Diese zeichnet sich besonders dadurch aus, dass zwischen den Etappen wenige Herbergen sind und alle Pilger somit sehr ähnliche Wege haben und man sich immer wieder in den verschiedenen Herbergen trifft. Dadurch bildet sich über die Tage regelrechte (loose) Gruppen, in denen man geht, mit denen man isst und die man über die Zeit bessser kennen lernt.

Die Strecke liegt relativ einsam. Die Einzigen größeren Städte sind Oviedo und Lugo, dazwischen besucht man hauptsächlich kleinere und größere Dörfer, sowie abgelegene Streckenteile. Dieser Umstand gibt diesem Abschnitt sowohl eine gewisse Ruhe, also auch eine gewisses Gefühl der Einsamkeit (außerhalb seiner Pilgergruppe)

Die Etappen an sich sind sehr schön und zeichnen sich durch ein sehr ruhiges Berggebiet aus. Leider war mir das Wetter nicht ganz wohlgesonnen. Auch wenn es nur selten geregnet hat, so waren doch gerade am Morgen / Vormittag tiefe Wolken. Dies gibt zwar eine angenehme Temperatur zum Wandern, jedoch waren die Bergpässe (mit den eigentlich großartigen Aussichten) in den Wolken. Trotzdem gab es in dieser Zeit viele wunderbare Momente.

In den Wolken...

Von Lugo nach Santiago de Compostela (ca. 100km)

Lugo

Dieser Streckenabschnitt trifft im Verlauf auf die anderen Wege (insbesonder auf dem Camino Francés sowie den Camino del Norte). Dementsprechend erhöht sich die Menge an Pilgern. Die Folge war dementsprechend, dass ich meine Pilgergruppe etwas "verloren" habe (auch wenn man sich immer wieder trifft) und ich mich einsamer gefühlt habe. Es hilft dabei nicht, dass die meisten anderen Pilger bereits andere feste Gruppen haben, mit denen sie ihren Weg gegangen sind.

Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sich der "Pilgerkommerz" erhöht hat. Nicht nur gab es deutlich mehr Andenkenläden, auch die Herbergen hatten ein anderes Gefühl. Hatte man zuvor vielleich so 10 bis 20 Personen, um denen sich die Herbergenbetreiber teilweise echt gekümmert haben, so war es hier nicht unüblich, 80-100 Personen in einer Herberge zu haben.

Einen besonderen Punkt der Reise betrifft die Ankunft in Santiago de Compostela. Es ist ein Punkt, den man nicht wirklich beschreiben, sondern nur erleben kann. Alle Gefühle sind hier für mich zusammengetroffen. Es war - im wahrsten Sinne des Wortes - unbeschreibbar.

Santiago de Compostela

Zum "Ende der Welt" (ca. 100km)

Auch wenn Santiago de Compostela das eigentliche Ziel ist, so gehen doch viele Pilger (inklusive mir) nach Finisterre weiter, zum so genannten "Ende der Erde". Auch wenn dies für mich nicht die selbe emotionale Auswirkung für mich hatte, so war dies für mich doch ein sehr guter Weg, die Wanderung abzuschließen.

Leider hat es in der Nähe von Finisterre gebrannt. Teilweise hat man die Löschflugzeuge und -helikopter im Minutentakt über sich fliegen gesehen. Dies war nicht nur schade, sondern gab dem Ganzen auch einen leicht niedergeschlagenen Ton.

Finisterre (im Hintergrund kann man den Waldbrand sehen)

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